Geschichte

DIE GESCHICHTE VON HOCHWOLKERSDORF

Der Name Hochwolkersdorf geht auf den Ortsgründer Wolfker von Lanzenkirchen zurück. Dieses Geschlecht lässt sich in Urkunden aus dem 12. Jahrhundert in unserer Gegend nachweisen. Eine urkundliche Erwähnung vom 21. Jänner 1203 gilt als erster historischer Nachweis unseres Ortes. Der Salzburger Erzbischof entschied einen Streit zwischen Heinrich von Lanzenkirchen und dem Stift Reichersberg dahingehend, dass die Kapelle, welche "Wolfkersdorf" hieß, zu einer Pfarrkirche mit Tauf- und Begräbnisrecht erhoben wurde. Nach dem Aussterben der Lanzenkirchner gelangte Hochwolkersdorf in den Besitz der Habsburgerherzöge Albrecht IV. und V. 1423 erwarben das steirische Geschlecht der Königsberger die Herrschaft. Im Bereitungsbuch von 1590/91 wird unser Ort eindeutig fassbar mit der Bezeichnung "Hohen Wolckherstorff".

Während dieser Zeit brach die Reformation aus, welche auch die Bevölkerung von Hochwolkersdorf erfasste und die Pfarre war vorübergehend mit einem Prädikanten besetzt. Die Reihe der folgenden Herrschaften ist seit dem 16. Jahrhundert aktenmäßig gesichert. Im 16. Jahrhundert sind die Geschlechter Weisbriach und Zinzendorf eingetragen. Danach folgen die Herrschaften Wurmbrand, Sichel von Oberburg, Stiebar, Guldenstein und im 19. Jahrhundert die Familie Bourgeois.

Im Jahre 1682 wütete die Pest in der Buckligen Welt und raffte auch viele Einwohner Hochwolkersdorfs dahin. Von den Türkeneinbrüchen blieb der kleine Ort ebenso nicht verschont. An diese angstvollen Tage erinnern die Anna-Selbtritt-Säule auf dem Kirchenplatz und der Sage nach die Türkenkapelle an der Straße nach Wr. Neustadt.

Um 1700 lässt sich eine Schule in Hochwolkersdorf nachweisen. Das Schulhaus war nur ein Raum, der gleichzeitig als Klassen- und Wohnzimmer des Lehrers diente. Ein Großbrand im Jahre 1754 äscherte fast das ganze Dorf ein. 1805 errichtete die Familie Guldenstein das einstöckige Schloss in der Mitte des Ortes. Auch das Kirchengebäude erhielt zahlreiche Umbauten und im Jahre 1862 wurde der Glockenturm dazugebaut.

Zum 60 jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers wurde am 2. Dezember 1908 das Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumshaus eröffnet. Um diese Zeit erwarb der NÖ Landesausschuss das Schloss zwecks Errichtung eines Waisenhauses.

In den Jahren 1917-1923 verbrachte die Autodynastiefamilie Ferdinand Porsche ihre Freizeit in ihrer Luisenhütte in Hochwolkersdorf. Ferdinand Porsche hatte einen eigenen Jagdwagen bauen lassen, mit dem er ins Rosaliengebirge fuhr. Heute noch erinnert die renovierte Luisenhütte an diese Zeit.

Die beiden Weltkriege verschonten auch unser Dorf nicht und zahlreiche gefallene Soldaten mussten beklagt werden.

In den 60iger Jahren wurde die Elektrifizierung in den Rotten abgeschlossen, das Lagerhaus und die Raiffeisenkassa eröffnet und die Ortswasserleitung gebaut. 1961-63 wurde der Kirchenumbau durchgeführt. Weiters folgten die Gründung des Fußballvereines im Jahre 1962 und die Errichtung des Sportplatzes 1965, die Kanalisierung und der Bau der Kläranlage.

Das Amtshaus mit Gemeindeamt, Arzt und Raiffeisenkasse wurde 1975 vollendet und der Kindergarten in den 70iger Jahren. 1980 erfolgte der Zubau zum Amtshaus mit Feuerwehr, Post, Gedenkraum 1945 und Mutterberatungsraum.

In den 80iger Jahren entstanden auch die Tennisanlage, die Hubertuskapelle in Hackbichl, ein neues Spielfeld am Sportplatz und 1988/89 der Volksschulneubau. Im Jahre 1987 feierte die Feuerwehr das 100 jährige Gründungsjubiläum. Heute präsentiert Sie sich als tatkräftige, moderne und gut ausgerüstete Wehr.

Schließlich folgten in den 90iger Jahren die Computerumstellung der Gemeinde, die Anmietung des Schlosses durch den Verein "Reintegration", die Erweiterung der Wasserversorgung "Au", die Dorfplatzerneuerung und die Neugestaltung des Kirchenplatzes.

In den letzten Jahren führte die Gemeinde auch zahlreiche Grundstücksankäufe im Bereich der Quellschutzgebiete zur Sicherung der Wasserversorgung und im Ortszentrum zur Verbesserung der Infrastruktur durch.

2003 war für die Gemeinde und Pfarre Hochwolkersdorf ein besonderes und wichtiges Jahr, wurde doch das 800jährige Bestandsjubiläum gefeiert. Zahlreiche Veranstaltungen im Laufe des Jahres umrahmten diesen geschichtsträchtigen Termin.

Danach erfolgten der Ausbau der Infrastruktur und der Sportanlagen, die Errichtung eines neuen Feuerwehrhauses und einer Hackschnitzelheizung und die Durchführung zahlreicher historischer und kultureller Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Bedeutung Hochwolkersdorfs als Geburtsort der 2. Republik.

Hochwolkersdorf – Geburtsort der 2. Republik

In der ersten Aprilwoche des Jahres 1945 trat unsere Gemeinde ins Blickfeld internationalen Interesses. Der damalige Oberfeldwebel Ferdinand Käs als Abgesandter der österreichischen Widerstandsbewegung 05 unter der Leitung von Carl Szokoll und Dr. Karl Renner trafen hier mit den Repräsentanten der Roten Armee zusammen. Ging es Käs darum, eine Abkürzung der Kämpfe um Wien zu erwirken, so bot sich Dr. Karl Renner für die Wiederingangsetzung der demokratischen Einrichtungen der Republik Österreich an. Im Wohnhaus Nr. 10 befand sich damals für wenige Tage das Hauptquartier der 9. Sowjetischen Gardearmee. Am 4. April trafen hier Generaloberst Zeltov und Dr. Karl Renner zusammen. Stalin wurde sofort informiert, dass Renner bei der Bildung einer Regierung mitwirken möchte. Noch am Abend des 4. April antwortete Stalin, dass die Rote Armee Renner bei seinem Vorhaben voll unterstützen werde. Renner nützte seine Chance und erreichte schon am 27. April 1945 die Angelobung einer provisorischen Regierung und damit das Wiedererstehen der Republik Österreich

Vielen Dank für die Kurzfassung der Geschichte von Hochwolkersdorf an
Frau Mag. Maria Kornfeld und Herrn Dr. Johann Hagenhofer

Fotos: Gemeinde Hochwolkersdorf